Bevor ich 1993 nach Deutschland kam, lernte ich in Russland viele fromme Worte kennen, die ich dann in Deutsch lernen wollte, um mich mit Christen gut unterhalten zu können. Evangelist konnte ich dann aber nicht werden, weil die Menschen in der Welt kein „Frommdeutsch“ sprechen. Wenn ich jemandem sage: „Du musst Dich bekehren!“, weiß derjenige nicht, was ich damit meine.
Jesus hat nicht so fromm geredet, wie heute manche Christen. Er hatte Gemeinschaft mit schlimmsten Sündern und sie konnten Ihn verstehen und folgten Ihm nach.
Wollen wir nicht so wie Jesus sein?
Ich habe mir schon vor vielen Jahren abgewöhnt, mit ungläubigen Menschen in einer frommen Sprache zu reden. Auch wenn viele meiner Erfahrungen mit Gott einer frommen Natur sind, versuche ich immer die Worte zu finden, die normaler Mensch gut verstehen kann.
Kein Mensch auf dieser Erde braucht Theologie, ohne Gott vorher kennen gelernt zu haben. So konnte ich die erste Zeit niemanden zum Glauben an Jesus Christus bringen, weil ich jedem nur aus der theologischen Theorie etwas erzählen konnte und nicht aus der Erfahrung mit dem lebendigen Gott. Heute habe ich so viel Erfahrung aus dem Alltag mit Gott, dass ich mit anderen Menschen darüber ganz ohne frommen Floskeln reden kann.
Wenn wir mit Menschen in der Welt Frommdeutsch reden, werden sie uns nicht verstehen und sie werden uns sogar für Idioten halten. Ich habe zwar kein Problem mit der Menschenfurcht, aber ich muss mich nicht bewusst zum Idioten machen, wenn ich jemanden das Evangelium erklären will. In letzten zwanzig Jahren hatte ich noch nie den Eindruck, dass mein ungläubiger Gesprächspartner mich für einen Spinner hält. Weil ich mit jedem in verständlicher Sprache darüber unterhalte, was Gott in meinem Leben tut, um ihnen Zeugnis zu geben. Einige von ihnen kam sogar tatsächlich zum Glauben und leben heute mit Jesus. Die Bibel habe ich nur dann zitiert, wenn irgendein Wort aus ihr sich in meinem Leben erfüllt hat. Ich wollte niemanden mit ihr erschlagen und niemanden zwingen, sie zu lesen. Meine Aufgabe ist nicht, jemanden fromm zu machen, sondern aus dem Leben heraus zu bezeugen, dass Jesus auch für ganz normale Alltagsmenschen da ist und sogar ihre Sprache spricht.
Juni 28
Bitte kein Frommdeutsch sprechen!
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